W20-Gipfel: „Frauenrechte sind Menschenrechte“

Die W20- Diskussionsrunde mit einflussreichen Vertreterinnen aus Politik und Wirtschaft: v.l.n.r.: Dr. Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Trumpf GmbH + Co. KG; Chrystia Freeland, kanadische Außenministerin; die amerikanische Präsidententochter Ivanka Trump; IWF-Direktorin Christine Lagarde; Bundeskanzlerin Angela Merkel; Moderatorin Miriam Meckel, Chefredakteurin der WirtschaftsWoche; die niederländische Königin Máxima; die kenyanische Unternehmerin Juliana Rotich, BRCK und Anne Finucane, Vizepräsidentin der Bank of America [Ama Lorenz]

Zwei Tage diskutierten Frauen aus aller Welt beim Women-20-Gipfel (W20), wie man die wirtschaftliche Stärkung von Frauen auf die Agenda einer immer noch männlichen G20-Führungsriege setzen kann.

Dabei erhielt die durch den Deutschen Frauenrat (DF) und dem Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) organiserte Veranstaltung prominente Unterstützung: Bundeskanzlerin Angela Merkel, die niederländische Königin Máxima, die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland, IWF-Chefin Christine Lagarde, Anne Finucane, Vizepräsidentin der Bank of America sowie First Daughter und Beraterin Ivanka Trump waren nach Berlin gekommen, um dem diesjährigen W20-Dialogprozess eine gewichtige Stimme zu verleihen.

Hinter dem Glanz internationaler Prominenz steckt ein weltweites Netzwerk von Unternehmerinnen und Politikern, dass sich seit Jahren um die gesellschaftliche Akzeptanz und politische Umsetzung eines verbesserten Zugangs zum Arbeitsmarkt und zu Bildung für Frauen einsetzt. Dass dies im 21. Jahrhundert längst keine Aufgabe vereinzelter Feministinnen ist, belegen die Erfahrungsberichte und Statisken, die über 100 Deligierte zum W20-Gipfel mitgebracht haben. Demnach hätte eine wirtschaftliche Stärkung von Frauen als Querschnittsaufgabe in allen politischen Themenfeldern der G20 durchaus seine positiven Auswirkungen auf das weltweite Wirtschaftswachstum.

Wirtschaftliche, soziale und politische Voraussetzungen mangelhaft

Auch, wenn der Deutsche Startup Monitor 2016 des Wirtschaftsprüfers KPMG einen stetigen Anstieg von weiblichen Unternehmensgründerinnen verzeichnet – in Deutschland gründen noch immer deutlich mehr Männer als Frauen. Dass ihr Anteil im vergangenen Jahr nur 13,9 Prozent betrug hat viele soziale und politische Ursachen. Und Deutschland bildet im weltweiten Vergleich durchaus keine Ausnahme.

 

Nur ein Drittel der niederländischen Unternehmen werden von Frauen geführt, stellte Königin Máxima auf einem Panel des W20 fest. Ein erschwerter Zugang zum Arbeitsmarkt und zu finanziellen Ressourcen sind im Europa des 21. Jahrhunderts immer noch an der Tagesordnung.“Finanzierung braucht heute immer noch finazielle Sicherheit. Das ist eines der Hindernisse für Frauen, die mit finanzieller Inklusion zusammenhängen,“ so Königin Máxima. Hinzu käme, dass viele Selbstverständlichkeiten einer zunehmenden Zahl von  Frauen in Europa verwehrt bleibt. Wer keine Ausweispapiere besitzt, kann zum Beispiel kein Bankkonto eröffnen und somit erst gar nicht am Geschäftsleben teilnehmen. Wer kein Zugang zu digitalen Angeboten von Onlinebanking, Netzwerken und Informationen hat, bleibt abgehängt.

Mikrokredite, Digitalisierung und Männer an Bord 

„Eine Stärkung der Frauen braucht eine Sicherheit auf Seiten der Männer“, stellt Anne Finucane, Vizepräsidentin der Bank of America, fest. Die könnten sie nach Christine Lagarde unter anderem erhalten, wenn man sowohl die makro- als auch mikroökonomischen Vorteile einer diversifizierten Weltwirtschaft ohne Ungleichheit und Diskriminierung darlegt. So könnte allein durch die Schließung der Geschlechterlücke in den USA eine Wachstumssteigerung von 5% erzielt werden. In Japan wären es 9% und in Indien sogar 23%.

Oxfam-Bericht: Wohlstand auf dem Rücken der Frauen

Wirtschaftlicher Erfolg fußt immer noch auf der Benachteiligung der Frauen, mahnt Oxfam. Die Gerechtigkeitslücke zwischen den Geschlechtern sei weiterhin groß.

Auch die Digitalisierung ist eine wesentliche Voraussetzung, um mit den Anforderungen von Industrie 4.0 mitzuhalten – das gilt für Männer und für Frauen. Dennoch nimmt in den Industriestaaten der Anteil von Frauen in den sogenannten MINT-Fächern immer noch nicht adäquat zum zukünftigen Bedarf zu. In den USA ist die Zahl der Absolventinnen im Bereich Informatik, laut Ivanka Trump, sogar von 30% auf 20% gesunken.

Zudem haben weltweit 1,7 Milliarden Frauen keinen Zugang zu einem Smartphone. Dabei ist die Konnektivität von Frauen kein Luxusproblem, sondern laut Königin Máxima ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Sie ermöglicht unter anderem den großen Zuwachs von alternativen Energielösungen wie Solarenergie in den Entwicklungsländern oder bietet einen Markt für auf Frauen zugeschnittene IT-Lösungen.

So wie bei dem Erfolgsmodell Mikrokredite. Eine Datenerhebung des IWF hat festgestellt, dass in den letzten Jahren die Anforderung von Mikrokrediten zwischen 3 und 5 Uhr morgens anstiegen. Warum? Es sind vorrangig Frauen, die diese Art der Finazierung nutzen. Die Großhändler etwa müssen bis 6 Uhr bezahlt werden. Dennoch spielt sich diese Lebenswirklichkeit in den Kundensegmenten großer Mobilfunkanbieter und vieler Banken nicht wieder. Denen ist ihr weibliches Klientel weltweit unbekannt.

EU gibt erste Bewertung des Business Act ab

Zwei Jahre nach dem Beginn des Plans, der Unternehmertum fördern soll, hat die Europäische Kommission „Unzulänglichkeiten“ in der europaweiten Implementierung betont. Das EURACTIV Netzwerk analysiert die Situation in europäischen Schlüsselländern.

Darüber sind sich die Frauen des W20 einig, würde man die privatwirtschaftlichen Bereiche mit den Zentralbanken besser verbinden, den Frauen ermöglichen, leichter und einfacher eine Kredithistorie aufzubauen, die Gesetzesvorgaben für digitales Banking ändern, mehr mobile Finanzdienstleistungen für Frauen und entsprechende Coachings anbieten, dann würde sich die Lebensrealität von Frauen weltweit ändern und sie brauchen langfristig nicht in Amrut zu leben.

Angela Merkel macht sich seit längerem für die Gründung eines Geldfonds zur Frauenförderung in Entwicklungsländern stark. Dieser könnte  – bei der Weltbank angesiedelt – aus staatlichen und privaten Mitteln gefüllt und mit Fördermitteln weiter aufgestockt werden.

Im Juli treffen sich in Hamburg die Vertreter der G20, darunter auch der US-Präsident Donald Trump. Sie werden sich mit einer starken Front von Politikerinnen, Unternehmerinnen und NGOs auseinandersetzen müssen, die das Women`s Economic Empowerment als Teil der G20-Agenda einfordern.

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