Stadler räumt seinen Posten

Der inhaftierte Audi-Chef Rupert Stadler. [EPA-EFE/LUKAS BARTH]

Bisher prallten alle Rücktrittsforderungen im Dieselskandal an Audi-Chef Rupert Stadler ab, doch nach seiner Verhaftung musste er sich dem Druck beugen: Auf eigenen Wunsch sei er von seinen Ämtern als Audi-Chef und Vorstandsmitglied des Mutterkonzerns VW vorübergehend beurlaubt worden, teilten die Unternehmen am Dienstag mit. „Die Aufsichtsräte von Volkswagen und Audi haben der Bitte von Stadler entsprochen.“

Zum Interimschef wurde Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot ernannt. Der gebürtige Niederländer kam erst im September 2017 nach Ingolstadt. Er müsse Audi „wieder in ruhigeres Fahrwasser“ bringen und die Aufklärung vorantreiben und abschließen, forderte Betriebsratschef Peter Mosch.

Vor seiner Tätigkeit bei Audi war Schrot Vertriebschef der VW-Nutzfahrzeugsparte. Wie es in der Mitteilung weiter hieß, wird Schot als kommissarischer Audi-Chef als Gast an den Sitzungen des VW-Konzernvorstands teilnehmen. Dass der Niederländer langfristig die Marke mit den vier Ringen führt, erwarten Unternehmenskenner eher nicht. Wie lange die Interimsphase dauert, ist ebenso offen wie die Frage, wie lange Stadler im Gefängnis bleiben muss.

Stadler war am Montag verhaftet worden – als erster Manager aus der obersten Führungsriege des VW-Konzerns. Bei Stadler, dem im Dieselskandal unter anderem Betrug zur Last gelegt wird, hatten die Ermittler nach eigenen Angaben Hinweise gefunden, dass er womöglich auf Beweismittel, andere Beschuldigte oder Zeugen Einfluss nehmen könnte. Die Aufsichtsräte von Audi und VW erklärten, Stadler sei vorübergehend von seinen Aufgaben entbunden, „bis der Sachverhalt geklärt ist, der zu seiner Verhaftung geführt hat“.

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Stadler, seit rund 28 Jahren im VW-Konzern und nach einer glänzenden Karriere seit elfeinhalb Jahren an der Audi-Spitze, wird allerdings auch intern eine schleppende Aufarbeitung des Skandals vorgehalten. Dabei gilt Audi als Keimzelle für den Abgasbetrug im VW-Konzern. Stadler wies die Vorwürfe in der Vergangenheit stets zurück, einen Rücktritt lehnte er selbst unter Dauerbeschuss ab. Ihm kam zugute, dass die VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piech stets ihre schützende Hand über ihn gehalten hatten. Dies sei auch in den stundenlangen Beratungen der Aufsichtsräte am Montag der Fall gewesen und habe für Kontroversen gesorgt, berichteten Insider. Stadler war lange Jahre Büroleiter des früheren VW-Chefs Ferdinand Piech und gilt als Vertrauter der Familien. Er führte die Marke mit den vier Ringen einst von Rekord zu Rekord und machte sie – neben Porsche – zu einer der ertragreichsten Töchter im VW-Konzern.

Während der Beratungen der Kontrolleure am Dienstag sei überraschend verkündet worden, dass Stadler selbst seinen Rückzug angeboten habe, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Dies habe für Erleichterung gesorgt. Vor allem die Arbeitnehmer hatten Insidern zufolge zuvor auf eine Beurlaubung Stadlers gedrängt. “Unsere Belegschaft und unser Markenimage dürfen nicht weiter unter der belastenden Situation leiden”, sagte Betriebsratschef Mosch.

Seit Bekanntwerden der Dieselaffäre vor mehr als zweieinhalb Jahren steht Stadler im Feuer. Lange hatte der bodenständige Bayer trotz aller Kritik auch den Rückhalt der Belegschaft. Immer wieder neue Spekulationen über Stadlers baldiges Aus als Vorstandschef machten die Mitarbeiter allerdings zunehmend nervös. Fünf Razzien, zwei wegen des Skandals vor die Tür gesetzte Entwicklungschefs und eine lange Reihe weiterer Negativschlagzeilen taten ein Übriges.

Nach Stadlers Rückzug stehen im VW-Konzern noch zwei aktive Spitzenmanager im Fadenkreuz der Fahnder: Gegen den Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen des Verdachts der Marktmanipulation.

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